Wie viele aufmerksame Menschen schon bemerkt haben, erweitern wir unser Agnes-Schnitger-Haus durch einen Anbau. Hier erläutern wir kurz, wofür wir den zusätzlichen Platz brauchen, welche Erkenntnisse wir aus unserem bisherigen Miteinander gezogen haben und warum Menschen mit Demenz keine Zimmer mit Balkon bevorzugen.
Der Anbau an der Sonnenseite des Agnes-Schnitger-Hauses wird uns nicht nur mehr Räume zum Wohnen bieten, sondern vor allem mehr Raum zur Entfaltung. Mehr Raum für Lernen, für Erleben, für Miteinander und Füreinander. Wir haben aus dem Alltag bei VivoMea spannende Dinge gelernt: zum einen lieben unsere Bewohnerinnen und Bewohner ausreichend Freiraum für den Erhalt ihrer Mobilität, zum anderen wollen sie vorzugsweise am allgemeinen Miteinander Teil haben, als sich in ihr Zimmer zurückziehen. Bei der Planung unseres Stammgebäudes haben wir seinerzeit großzügige Balkone für die Zimmer eingeplant, doch sie werden nicht genutzt.
Das Miteinander im Agnes-Schnitger-Haus hat sich als ein wichtiger Anker im Leben vieler Bewohner manifestiert. Die gemeinsamen Mahlzeiten, das füreinander da Sein, das zusammen Spielen oder einfach nur das Geschehen beobachten, bietet ihnen Geborgenheit. Denn wenn ihre Fähigkeit zur Konzentration nachlässt, suchen sie verstärkt nach Bekanntem, um nicht verloren zu gehen.
Obwohl von Demenz betroffene Menschen eine Umgebung brauchen, die ihre Sinne nicht überfordert, scheint die Gemeinschaft trotz – oder gerade wegen – der begleitenden Herausforderungen ihren ganz eigenen Reiz auszuüben. Nach kleinen oder größeren Unstimmigkeiten kehrt schnell wieder ein harmonischer Umgangston ein und der Ärger wird vergessen. Die Gemeinschaft bietet unseren Bewohnern Stimulation, Orientierung und Sicherheit.
Mit der räumlichen Erweiterung unseres Standortes gehen wir auch im Hinblick auf unsere Kernkompetenz – die Arbeit nach dem Mäeutischen Pflege- und Betreuungsmodell nach Cora van der Kooij – neue Wege. In einem großzügigen Mehrzweckraum werden wir nicht nur unsere eigenen Teammitglieder aus- und fortbilden sondern auch Fachkräfte und Helfende aus anderen Unternehmen und natürlich die Angehörigen von Demenzpatienten. Die Erfolge, die wir durch die Anwendung der Mäeutik täglich erfahren, sind so wertvoll, dass wir unser Wissen möglichst vielen in der Pflege und Betreuung engagierten Menschen zur Verfügung stellen wollen.
Nicht zuletzt wird der Zugewinn an Raum auch mehr Möglichkeiten für Gemeinschaft bieten – für verträumte Momente mit Blick in den Garten, für Kaffeekränzchen und Unterhaltung, für Feierlichkeiten und Gymnastik, für mehr Freude am Leben. An der Böschung zum Haus werden wir zusammen mit unseren Bewohnern Etagenbeete mit Gartenkräutern und heimischen Gemüsepflanzen anlegen, deren Ertrag wir dann später im Jahr gemeinschaftlich verarbeiten und genießen. Das von Licht durchflutete Gebäude wird unseren Ideen und Bedürfnissen den richtigen Rahmen verleihen.
Insgesamt erschaffen wir auf den beiden Etagen zwei neue Wohngruppen für je 5 Personen, mit Küche und Gemeinschaftsbereich sowie dem Mehrzweckraum. Unser Agnes-Schnitger-Haus wird also noch mehr zu einem Zentrum für ein besseres Leben mit Demenz. Bezugsfertig soll der Anbau im Oktober 2021 sein.